Senioren-EM in Pescara
Nach 4 Jahren Pause aufgrund von Corona, fanden dieses Jahr wieder Senioren-Europameisterschaften im Stadion in Pescara (Italien) statt. Die Veranstaltung war aufgeteilt auf 3 Stadien: Pescara, Montesilvano und Francavilla. Während vor 4 Jahren in Venedig bei der letzten EM sechs Sportler aus Burgdorf antraten, war ich diesmal der einzige Teilnehmer aus der TSV. Da jedoch seit den Norddeutschen Meisterschaften in Zeven mein Knie häufiger streikte, musste es kurzfristig am Tag vor der Abreise erst noch vom Arzt gerichtet werden.
Die Hinfahrt mit Kleinbus von Rom nach Pescara durch die Abruzzen war schon sehr interessant: tiefe Schluchten, kleine Bergdörfer mit Festungstürmen, hohe Autobahnviadukte etc.. Am Tag vor Beginn der Wettkämpfe musste die Akkreditierung erfolgen. Der Fußweg von unserem kleinen Hotel zum Stadion führte über die geschwungene, zweigeteilte Fußgängerbrücke über den Fluss. Diese ist eine der interessantesten Sehenswürdigkeiten in Pescara und auch das Symbol auf dem Poster der Senioren-EM. Am Brückengeländer wurden auch alle Sportler weithin sichtbar herzlich begrüßt.
Abends folgte dann der Parade der teilnehmenden Länder durch die Altstadt mit anschließender Eröffnungszeremonie auf dem zentralen Platz.
Den nächsten Vormittag standen bei bestem Sprint-Wetter u.a. die 100m-Vorläufe an. Nach ausbaufähiger Beschleunigungsphase hatte ich selbst das Gefühl, dass der Lauf recht schnell gewesen wäre. Die Uhr zeigte dann jedoch genau dieselbe Zeit an wie in den beiden vorangegangenen Wettkämpfen in Edemissen und Zeven: 14,89 sec.
Zwei Tage später fanden dann die 200m-Vorläufe statt. Das Wetter hatte sich völlig gedreht: Regen, Sturm, mehr als 10 Grad kälter. Diesmal wollte ich es besser machen, habe gut beschleunigt, aber dann vergessen, in den raumgreifenden Schritt zu wechseln. Das rächte sich auf den letzten 50m. Die erreichte Zeit war somit mittelprächtig mit 30,79 sec. Der Sturm mit Regen an diesem Tag war so stark, dass die Wurfwettbewerbe in Francavilla nicht durchgeführt werden konnten. Diese wurden dann kurzfristig nach Pescara verlegt und mit ca. 2-stündiger Verzögerung durchgeführt. Allerdings hatten diese Wetterprobleme die italienischen Organisatoren deutlich überfordert.
Wieder 2 Tage später waren die 400m dran. Ich hatte meine Lieblingsbahn erwischt: die Innenbahn. Auch das Wetter war für den Langsprint ideal. Aber wie es dann manchmal so ist: dann macht man taktische Fehler. Nach den Erfahrungen im 200m-Lauf bin ich die ersten 200m recht verhalten angegangen, um noch ausreichend Reserven für den zweiten Teil des Rennens zu haben. Ich hatte jedoch zu viele Reserven vorgesehen und konnte entspannt ins Ziel laufen. Die Zeit war mit 72,67 dann 1 sec. langsamer als bei den Norddeutschen vor 2 Wochen.
Somit ergibt sich das klare Ziel für die kommende Saison: früher und deutlich mehr 400m-Läufe im Wettkampf durchzuziehen.
An diesem Tag wurden vom großen deutschen Team auch noch 2 Weltrekorde erzielt: die allseits bekannte Tatjana Schilling (W50) konnte den bisherigen Siebenkampf-Weltrekord mit nun 6165 Punkten genau um einen einzigen Punkt überbieten. Und Wolfgang Ritte (M70) steigerte seinen eigenen Rekord im Stabhochsprung auf nun 3,53m.
Ansonsten wurde an diesem 5. Tag auch die Einteilung der deutschen 4*100m-Staffeln vorgenommen. Für mich als Neuling bei internationalen Wettkämpfen war es schon höchst interessant, wie von den Sportlern selbst die Namen für die Staffeln hin- und hergeschoben wurden.
Zusammengefasst kann ich resümieren: eine tolle Veranstaltung mit italienischem Organisationsflair, vielen neuen Bekannten, die man sonst bei Wettkämpfen im Norddeutschen Raum nicht trifft, interessanten internationalen Kontakte bei dieser Veranstaltung mit ca. 5000 Teilnehmenden. Leider war der Zuschauerzuspruch doch sehr gering (siehe Stadionfoto) und somit war auch fast keine motivierende Stimmung zu spüren.
Für uns selbst geht es jetzt von hier für einige Tage nach Rom und danach auch noch nach Neapel und Pompeji.
Fotos: Familie Becker und FotoGp.it